YANN
"MORPHO ONE"
DÖRING
MORPHO One?
Der Name ‘Morpho’ ist abgeleitet vom Term Morphologie, den man aus der Germanistik kennt. Er beschreibt in der Linguistik die Struktur von Wörtern, deren Aufbau und Regularität des Aufbaus. Da sich Graffiti im übertragenden Sinne mit genau dem auseinandersetzt, mit Aufbau und Struktur der Namen der Graffitisprüher und deren Regularität, entschied ich mich für den Namen Morpho.
Neben Morpho benutze ich auch Synonyme, wie Gonzo, Keta Thunberg oder Clout Monet.
Die Zahl 1 bzw. das ausgeschriebene englische Wort ‘One’ am Ende des Namen eines Graffiti-Sprühers ist in der Regel komplett bedeutungslos und dient nur für einen längeren Namen mit einem Sonderzeichen. In meinem Fall benutze ich die 1 bzw. das Wort ‘One’ hinter meinem Namen, um einen runderen Graffiti-Tag, also eine rundere ‘Graffiti-Unterschrift’ zu kreieren.
Graffiti sketching
Graffiti SKETCHING
Der Beginn jedes Graffiti-Piece ist eine Skizze, ein sogenannter Graffiti-Sketch. Dieser wird meist mit Graphikmarkern gemalt. Aus dieser ersten, schnell skizzierten Konzeption eines Graffiti-Bildes wurde eine eignene Spielart der Graffiti-Kunst: das Graffiti-Sketching.
Heute verdienen viele Graffiti-Künstler ihr Geld mit dem Verkauf dieser Skizzen und der Teilnahme an Graffiti-Sketching-Contests.
Was ist überhaupt Graffiti?
Heruntergebrochen ist das Ziel der Graffiti-Kunst, einen besonders extravaganten Schriftzug zu erschaffen, der sich mit aufwändigen Effekten und aufeinander abgestimmten Farben von anderen Graffiti-Schriftzügen abhebt. Hierfür interpretieren die Graffiti-Künstler die Buchstaben des Wortes (meist ihres Namens) neu und formen mit verschiedenen Mitteln und Techniken einen Schriftzug.
Der Sketch
GRAPHIC ART
Digitales Design und Graphic Art sind ein wichtiger Teil meiner Arbeiten. Die verschiedenen Grafikprogramme, wie Affinity Designer oder Adobe InDesign benutze ich nicht nur zum Kreieren eigener Logos, sondern auch zur Konzeption meiner Graffitiwände, zum Setzen von Drucken und für Vorlagen meiner malerischen Arbeiten.
Alle Grafiken auf dieser Website sind Teil meiner grafischen Arbeit.
KETA
Ketamin (oder: ‘Keta’) ist eine Designerdroge, die vor allem in der Raver-Szene weit verbreitet ist. Ich habe dieses Wort in einem meiner künstlerischen Pseudonyme, Keta Thunberg, adaptiert. Dieser Name ist satirisch gemeint und kommentiert das schizophrene Konsumverhalten vieler Menschen meiner Generation: Umweltschutz auf der einen Seite, auf der anderen Seite ausartender Konsum, nicht nur Drogenkonsum.
Ikea steht für mich für eben diesen Lebensstil von schnellem Konsum und schnellem Verschleiß. Ein Take-away-Lifestyle, wenn man so will. Seit Jahrzehnten wirtschaftet das Unternehmen auf Kosten der Umwelt: Es importiert billiges Holz aus Übersee, lässt es in China verarbeiten und in umweltschädlichen Verpackungen verschiffen. Dieses Konzept von schnellem, billigem, rücksichtslosem Konsum zieht für mich Parallelen zwischen dem Konsumieren von Alltagsgütern und Drogen.
FOTOGRAFIE
MEHR ZU "HELDEN":
Dieses Foto entstand als Teil eines Schulprojekts, bei dem wir unser eigenes Albumcover entwerfen sollten. Hierfür entwickelte ich die fiktive Person eines Rappers rund um das bereits bekannte Pseudonym Keta Thunberg. Die Idee war, ein Rap Album zu erfinden, in dem der Künstler die deutsch-deutsche Teilung aus seiner Position, der Position eines Ostdeutschen beschreibt. Der größte Teil der Geschichtsschreibung aus der Zeit der Mauer und der Wende ist meiner Meinung nach sehr einseitig dargestellt und von vor allem westlichen Autoren gezeichnet. Ich denke, dass die Geschichte der DDR nicht oft genug auch von ehemaligen Bürgern der DDR erzählt wurde. Dieses Album „Helden“ sollte also das erste Rap-Album sein, auf dem sich ein Ostdeutscher Musiker ernsthaft zu dem Thema äußert.
Im Sinne der Gegenüberstellung dieser beiden Seiten Deutschlands sollte Keta Thunberg hierbei auch die beiden Systeme kommentieren: Das (offiziell so genannte) sozialistische System und der konsumbezogene Kapitalismus.
Dieses Foto ist entstanden durch die Reflexion meines Gesichts von einem Handspiegel, auf dem eine Linie von weißem Pulver liegt.
Die Linie von Was-Auch-Immer: Das Gesicht des Künstlers, das vor der Droge im Vordergrund fast komplett im Hintergrund verschwindet steht symbolisch dafür, wie viele Künstler nach und nach hinter ihrem Konsum verschwinden. Damit ist nicht nur Drogenkonsum gemeint, sondern vor allem auch das Konsumieren von Gütern, und das Einwilligen in Werbeverträge mit Großkonzernen. Das Verschwimmen von Albumtitel und Linie kann auch als Sinnbild dafür verstanden werden, wie Kunst zu einem Konsumprodukt wird.
Der Titel-Schriftzug: Das Lied “Heroes” von David Bowie (auf Deutsch “Helden”) ist das bekannteste Lied, dass sich mit dem Thema der Deutsch-Deutschen Teilung befasst. Doch wieder ist es ein westlicher Künstler, der das Thema aus seinem westlichen Standpunkt heraus erklärt. Mit seinem Album vollendet Keta Thunberg die Mauer-Story und benutzt deshalb den deutschen Titel und die Schriftart des Bowie-Songs.
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MALEREI
Das Benutzen von Farbe, Palette und Pinsel ist vermutlich die Technik, die ich am längsten benutze. Schon früh wurde mir diese Kunstform von meiner damaligen Mallehrerin nähergebracht und ich fing an, meine ersten eigenen Arbeiten herzustellen. Nach dem Kurs malte ich weiterhin oft mit Farbe und Pinsel und entdeckte Acrylfarbe für mich als beste Farbe, wegen ihrer Deckkraft, dem matten Erscheinungsbild und dem verhältnismäßig niedrigen Preis. Noch heute benutze ich fast ausschließlich Acrylfrabe.
MEHR ZU GONZO:
Dieses Bild trägt eines meiner AKA’s als Titel: “Gonzo”. Die Bezeichnung Gonzo Journalism, also “Gonzo Journalismus”, benutzte der Autor Hunter S. Thompson für seinen Schreibstil und seine Art journalistischer Berichterstattung. Thompson war ein bekannter Buchautor und Journalist für das Rolling Stone Magazine. Durch seine Bücher “Hell’s Angels” und “Fear and Loathing in Las Vegas”, das später verfilmt wurde, erlangte Thompson weltweite Anerkennung als Autor.
Ich bin selbst ein großer Fan Hunter S. Thompsons “Fear and Loathing in Las Vegas”, weswegen dieses Bild so etwas wie eine Homage an ihn und seinen Film ist.
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SPRAY PAINTING
Spray-Painting, also das Malen mit einer Graffiti-Farbdose, ist für mich aufgrund seiner hohen Deckkraft und großflächigen Anwendungsmöglichkeit ein attraktives Werkzeug für meine Bilder. Nicht nur für das Bemalen von Wänden bietet sich das Spray-Painting-Verfahren an. Auch für Grundierungen, Füllungen von Buchstaben und für Rauch- und Farbübergangseffekte greife ich oft zur Dose. Deswegen enhalten fast alle meiner Bilder wenigstens einen kleinen Anteil Sprühfarbe.
Schon immer war die Architektur sozialistischer Länder sehr inspirierend für mich. Vor allem brutalistische Gebäude, wie beispielsweise die in Warschau, aber auch Wohnsiedlungen, die überall in Ostdeutschland zu finden sind, faszinierten mich und wirkten sich auch auf meine Arbeit aus. Dieser Plattenbau steht im Berliner Prenzlauer Berg und ist Teil des sogenannten Ernst-Thälmann-Komplexes mit dazugehörigem Park. Für viele Berliner sind diese Gebäude am S-Bahnhof Greifswalder Straße beispielhaft für die Plattenbau-Architektur der DDR-Zeit.
Durch den Gebrauch von Schablonen lässt sich dieses Bild theoretisch unbegrenzt oft vervielfältigen und steht damit für mich für das Prinzip der Plattenbauten: das schnelle und billige Reproduzieren von Architektur, hier als Kunstobjekt. Weiterhin wollte ich durch die Verbindung eines mittlerweile historischen Motivs und einer modernen Kunstform wie der des Graffiti zeigen, dass Plattenbauten nach wie vor zum modernen Stadtbild gehören und sich in dasselbe einreihen und nicht verschlechtern, wie manche Berliner sagen.
Für dieses Bild benutzte ich das Spray-Painting-Verfahren zusammen mit dem Verwenden von Schablonen. Dafür schnitt ich vier verschiedene Schablonen für vier verschiedene Blauschatierungen aus und sprühte sie in der richtigen Reihenfolge auf den Untergrund. Diesen Untergrund bildete eine teilweise angebrochene Holzplatte, auf die ich zunächst den Himmel mit einem rosa Sonnenaufgang sprühte, um danach die Schablonen aufzutragen. Diese Holzplatte war Teil einer Holzvertäfelung, die während der Zeit der Deutsch-Deutschen Teilung angebracht wurde.
Durch den Gebrauch von Schablonen lässt sich dieses Bild theoretisch unbegrenzt oft vervielfältigen und beruht damit dem gleichen Prinzip wie die Plattenbauten: das schnelle und billige Reproduzieren von Architektur, hier als Kunstobjekt. Das Benutzen einer DDR-Holzvertäfelung unterstreicht diesen Ansatz noch einmal.